Mittwoch, 30. März 2011

Österreich ist "Vize-Weltmeister" bei Pensionsdauer



Die Österreicher verbringen heute durchschnittlich mehr als 23 Jahre in Pension – das ist in etwa doppelt so viel wie 1970. Damit liegt Österreich europaweit auf Platz 2. Das Langlebigkeitsphänomen lässt bis 2060 die altersabhängigen staatlichen Ausgaben auf knapp 30% des BIP ansteigen. Künftig sei daher beim österreichischen Pensionssystem, das in Sachen Nachhaltigkeit im EU-Vergleich auf Platz 18 liegt, eine stärkere Diversifizierung der Risiken und Ertragsquellen der Altersvorsorgesysteme notwendig, sind Experten eines großen Versicherers überzeugt.

„Die weltweite Alterung ist ein struktureller Trend mit potenziell dramatischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Auswirkungen, sowohl für die Staatshaushalte als auch für jeden einzelnen“, kommentiert Dr. Wolfram Littich, Vorstandsvorsitzender der Allianz Gruppe in Österreich, die aktuellen Ergebnisse des Allianz Demographic Pulse.

Die zunehmende Lebenserwartung hat in Verbindung mit dem sinkenden Pensionsantrittsalter bis zum Ende der 1990er Jahre zu einer enormen Zunahme der Zeit geführt, die der Einzelne in Rente verbringt. In Österreich hat sich diese Zeitspanne seit den 1970er Jahren verdoppelt: War die damals durchschnittliche Verweildauer im Ruhestand 12,4 Jahre, beträgt sie heute 23,1 Jahre. Nur die Franzosen sind noch länger in Pension – durchschnittlich 24 Jahre.

Hohe Lebenserwartungen und alternde Gesellschaften sind in vielen Ländern der Welt entweder heute Realität oder werden es bald sein. Der Anteil der über 60-jährigen Bevölkerung in Österreich wird von aktuell 23,1% auf 35,8% im Jahr 2050 steigen. Hinter dieser positiven Entwicklung verbergen sich gewaltige gesellschaftliche, medizinische und soziale Fortschritte. Doch die Langlebigkeit hat ihren Preis: Die altersabhängigen Staatsausgaben in Österreich werden von aktuell 26,0% des BIP auf 29,1% des BIP in 2060 wachsen, was über dem Durchschnitt der EU-27 liegt. Die Ausgaben für Pflege werden relativ am stärksten wachsen, von 1,3% auf 2,5% des BIP bis 2060. Die Ausgaben für Pensionen werden von 12,8% auf 13,7% des BIP steigen, der Bereich Gesundheit von 6,5% auf 8% des BIP

Mittwoch, 16. März 2011

Der "Erfinder" des Papiergeldes: Mörder und Finanzgenie

15.03.2011 | 11:41 |  Von Peter Huber (DiePresse.com)
John Law war eine der schillerndsten Persönlichkeiten des 18. Jahrhunderts. Sein Papiergeld-Experiment endete jedoch im Desaster.
Es war ein tollkühner Versuch, der in einem Fiasko endete: Der Plan, das auf Silber und Gold basierende Währungssystem Frankreichs Anfang des 18. Jahrhunderts durch Papiergeld und Aktien zu ersetzen. John Law (1671-1729), dem Erfinder des Papiergeldes, brachte sein Scheitern viel Spott ein. Der Moralist Montesquieu bezeichnete dieses auf Papiergeld basierende System als "Reich der Phantasie".http://squid.diepresse.com/RealMedia/ads/Creatives/diepresse/default/empty.gifhttp://squid.diepresse.com/RealMedia/ads/adstream_lx.ads/diepresse.com/wirtschaft/hobbyoekonom/776559549/Middle2/diepresse/default/empty.gif/57706a30555532416f3967414470724c?_RM_EMPTY_&639996&width=1280
Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts fanden seine Theorien Würdigung. Adam Smith bezeichnete seine Ideen als "glänzend, aber phantastisch". Joseph Schumpeter reihte ihn "in die erste Reihe der Geldtheoretiker aller Zeiten" ein. Doch wie wurde aus dem Glücksspieler und verurteilten Mörder John Law jenes Finanzgenie, das ihn kurzzeitig zum reichsten Mann seiner Zeit machte?
Die Idee: Papiergeld ohne Edelmetall-Deckung
Der als ältester Sohn eines Goldschmieds im schottischen Edinburgh geborene John Law machte sich seine außergewöhnliche Mathematik-Begabung nach der Schulzeit vor allem praktisch zu Nutze: An den Spieltischen errechnete er blitzschnell Gewinnchancen und finanzierte sich so seinen üppigen Lebensstil. Nach dem Streit um eine Frau tötete Law in einem Duell seinen Widersacher und wurde daraufhin zum Tode verurteilt. Doch Law gelang die Flucht.
Er tingelte in den nächsten Jahren quer durch Europa und war vorwiegend in den Spielcasinos zu finden - aber nicht nur. Tagsüber beschäftigte er sich "Spiegel Geschichte" zufolge mit Finanztheorie und grübelte über das Wesen des Geldes. Law gelangte dabei zur Erkenntnis, dass Geld zirkulieren muss, um Wachstum zu schaffen. Revolutionär war damals vor allem ein Gedanke: Dass es nicht entscheidend ist, ob der Geldumlauf durch Edelmetalle gedeckt ist. Law versuchte lange Zeit vergeblich, Finanzminister und Monarchen in Europa von seinen Ideen zu überzeugen, um sein Papiergeld-Experiment zu verwirklichen. Doch erst in Frankreich öffnete ihm der Tod von Ludwig XIV. (1715) Tür und Tor.
Schulden-Beseitigung per Druckerpresse
Der neue Regent von Frankreich, der Herzog von Orléans, stand vor dem Problem, dass sein Vorgänger, der Sonnenkönig, das Land an den Rande des Bankrott getrieben hatte. Die Schulden waren auf drei Milliarden Livres gestiegen. Die Zinslast drückte, an eine Tilgung war gar nicht zu denken. Das Versprechen Laws, die Schulden per Druckerpresse zu beseitigen, klang da allzu verlockend. Im Mai 1716 erhielt Law die Erlaubnis, die Banque Générale zu gründen. Sie war die erste Bank Frankreichs, die Papiergeld ausgab, das nur durch das Versprechen des Staates, seinen Verpflichtungen nachzukommen, gedeckt war, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" schreibt.
Und Laws Plan funktionierte. "Die Zinsen sanken, unternehmerische Aktivitäten regten sich, es wurde konsumiert, produziert und investiert", schreibt Detlef Gürtler dazu in seinem Buch "Die Dagoberts - eine Weltgeschichte des Reichtums". Zudem ließ sich das Papiergeld leichter als Münzen transportieren, aber auch verstecken.
Das Mississippi-Desaster
Schließlich erhielt Law das Handelsmonopol für die französischen Überseegebiete in Louisiana und am Mississippi. Man vermutete dort massive Gold- und Silbervorkommen wie in Lateinamerika - obwohl das niemand wissen konnte. Laws Mississippi-Gesellschaft gab Aktien aus, mit deren Hilfe das Geld für die Gold-Expeditionen aufgetrieben wurde. Die Menschen "stürzten sich auf die Aktien wie die Schweine", zitiert die FAZ aus zeitgenössischen Berichten. Erstmals wurden Aktien auch für kleine Leute erschwinglich. Laws Popularität stieg rasant, er sicherte sich das Recht staatliche Banknoten zu drucken. Tatsächlich pumpte er damit eine der ersten Spekulationsblasen auf. Der Kurs der Mississippi-Aktien stieg im Jahr 1719 von Jänner bis Dezember von 500 auf 10.000 Livres.
Als kein Gold gefunden wurde und sich Louisiana immer mehr als wertloses Sumpfland entpuppte, wurden immer mehr Aktionäre misstrauisch. Gleichzeitig stieg der Umlauf an Papiergeld stetig an. Law versuchte gegenzusteuern und schränkte den Besitz von Edelmetallen ein, um eine Flucht ins Gold zu verhindern. Er veranlasste zudem massive Aktienrückkäufe, um Vertrauen wiederherzustellen. Doch es half nichts. Er blähte dadurch die Geldmenge enorm auf und trieb die Inflation in neue Höhen, schreibt "Spiegel Geschichte". Für den Ökonomen Gürtler ist der Absturz leicht erklärt: "Eine ungedeckte Papierwährung (die heute weltweit übliche Variante) ist für ihr Überleben darauf angewiesen, dass die Menschen und die Märkte ihr vertrauen. Fehlt die Vertrauensbasis, fällt die Währung ins Bodenlose".
Schurke oder Wahnsinniger?
Law wurde aus allen Ämtern vertrieben und musste das Land in Schimpf und Schande verlassen. Banknoten galten nach der Episode in Frankreich lange Zeit als Teufelszeug, Banken nannten sich lieber Crédit als Banque.
"Die Historiker streiten über die Frage, ob man ihn als Schurken oder als Wahnsinnigen bezeichnen soll", schrieb der schottische Publizist Charles Mackay 1841 in seinem Buch "Außerordentliche Verwirrung und der Wahn der Massen" über John Law. Doch Mackay fand, dass man Law Unrecht tat: Er sei eher getäuscht worden, als dass er andere getäuscht hätte. Er sei mit den Grundlagen des Kreditwesen vertraut gewesen und habe sich besser auf monetäre Fragen verstanden als irgendeiner seiner Zeitgenossen.
"Hysterische Gier einer ganzen Nation"
"Dass das System derart abrupt zusammenbrach, war weniger seine Schuld als die der Menschen, auf denen er es errichtet hatte. Er rechnete nicht mit der hysterischen Gier einer ganzen Nation", urteilte Mackay. "Wie hätte er voraussehen sollen, dass das französische Volk in seiner rasenden Gier ähnlich dem Mann in der Fabel die Gans schlachten würde, die ihm gebracht worden war, um goldene Eier zu legen?", fragte er.


Donnerstag, 10. März 2011

Gefahr für die Wirtschaft - Welt fürchtet Ölschock

Die Revolte in Nordafrika treibt den Ölpreis auf neue Höhen. Das schürt besonders in Europa die Furcht vor Lieferengpässen und bedroht den Wirtschaftsaufschwung. Kein Wunder, dass die Welt jetzt eine Ölkrise fürchtet. Die Preise für die beiden wichtigsten Ölsorten Brent und das amerikanische West Texas Intermediate (WTI) sind so hoch wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr. In den vergangenen Tagen kletterte der Preis für das Nordseeöl Brent bis auf 119 Dollar, der WTI-Preis durchbrach die 100-Dollar-Marke. Damit ist der Rekordpreis von 147 Dollar je Barrel aus dem Sommer 2008 nicht mehr weit entfernt. Mit den Unruhen in Libyen ist erstmals ein bedeutender Ölförderstaat von der Revolution betroffen, die ihren Anfang in Tunesien genommen hat, danach Ägypten und dann andere Völker in der Region inspiriert hat.

Benzin kostet mittlerweile 1,57 Euro je Liter: Besonders in Europa nimmt die Furcht zu, der Schmierstoff für die Weltwirtschaft könne nicht mehr in ausreichender Menge verfügbar sein. Das treibt die Preise. Hinzu kommt die Sorge, dass deutlich steigende Energiekosten der Inflation weiteren Auftrieb verleihen und Zinserhöhungen folgen könnten, die den Wirtschaftsaufschwung bremsen. Zumal der rasante Ölpreisanstieg in eine Zeit fällt, in der sich viele Länder von der schweren Finanzkrise erholen und hohe Schuldenberge angehäuft haben.

Auf die Industrie kommen wegen der hohen Ölpreise Mehrkosten zu. Und Verbraucher müssen mehr zahlen für Sprit und Heizöl. An deutschen Tankstellen kostet Benzin mittlerweile 1,57 Euro je Liter. Mit weiteren Preiserhöhungen ist zu rechnen, auch wenn der Benzinpreis für Super seinen Rekord von 1,60 Euro je Liter aus dem Sommer 2008 noch nicht erreicht hat.
Die wirtschaftliche Erholung auf der Welt hat die Ölnachfrage erhöht

Quelle: FAZ online - den ganzen Artikel entnehmen Sie bitte hier:

Wie viel aus diesem Artikel wohl dann auch eintreten wird, oder ob der Markt überreagiert, zumal die Tagesproduktion in Libyen bei 1 Mio Barrel und damit bei 2 % der Gesamtfördermenge liegt während allein die „Reservekapazitäten“ von Saudi Arabien bei 4 Mio täglich betragen, möchten wir an dieser Stelle nicht kommentieren oder analysieren.

Einiges ist jedoch aufgefallen: Wenn der Rohölpreis zuletzt auf 119 geklettert ist und der Rekord 2008 bei 147 lag, wie kann es dann sein, dass Benzin an der Tankstelle 1,57 kostet während der Rekord bei 1,60 lag???

Sie fragen sich, ob hier noch wer kräftig mitverdient??? Dazu sollten sie wissen, dass die reinen Förderkosten im Nahen Osten bei 10 Dollar liegen, die Gesamtkosten bei durchschnittlich 30 Dollar – je Barrel (158,98 Liter)…

Samstag, 5. März 2011

Ist das BIP wirklich der Indikator für Wohlstand?

Der Wohlstand eines Landes wird oftmals an einer Kennzahl, dem Bruttoinlandsprodukt, gemessen. Entwickelt wurde dieser Indikator während großen Depression vom späteren Nobelpreisträger Simon Kuznets. Damals war er der erste Hilfsindikator für die Wirtschaftspolitik. Sehr verwundert es, dass sich noch keine weiteren neuen Erkenntnisse zum Messen des Wohlstandes verankert haben. Gilt doch das einundzwanzigsten Jahrhundert als das Jahrhundert der großen Innovationen.

Laut Definition ist das Bruttoinlandsprodukt unter anderem der Summe aller in einer Volkswirtschaft erbrachten Güter und Dienstleistungen. Aber was sagt dies über die Zufriedenheit der Menschen und die Perspektiven eines Wirtschaftsraumes aus? Was kann man aus dieser Kennzahl über die Lebensqualität eines Landes herauslesen?

Um das Problem zu erläutern, hier ein paar plakative Beispiele:

Angenommen, ein Mann heiratet seine Haushälterin. Subjektiv empfunden wird sein Wohlbefinden sicher steigen (sonst hätte er wohl nicht geheiratet). Das BIP geht allerdings zurück, da die Leistung der Haushälterin durch die Hochzeit nicht mehr berücksichtigt wird. Sie werden jetzt nun vielleicht schmunzelnd feststellen, dass das „Wohlbefinden“ eines Mannes mit der Hochzeit stark abnimmt. In manchen Fällen mag das auch zutreffen, allerdings muss dieses Faktum „zwingend“ eintreten muss.

Ein weiters Beispiel aus dem Bereich Familie: Eine berufstätige Mutter widmet sich vorübergehend der Kindererziehung. Das wirkt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit negativ auf das BIP aus. Das Haushaltseinkommen geht ja deutlich zurückgeht. Das Wohlbefinden der Familie dürfte allerdings trotz schlafloser Nächte und/oder schreiender Baby’s deutlich steigen.

Noch ein letztes Beispiel: Hier möchte ich die ökologische Komponente einfließen lassen. Ein Staat versucht den Unternehmen durch geringe Umweltstandards Vorteile zu verschaffen. Das wird höchstwahrscheinlich funktionieren. Die lokalen Unternehmen werden sicherlich davon profitieren. Sie haben ja gegenübeUnternehmen aus Ländern mit höheren Standards gewisse Wettbewerbsvorteile, wie etwas geringere Produktionskosten. Das BIP des Landes mit den geringen Umweltstandards wird wahrscheinlich (zumindest relativ) steigen. Das Wohlbefinden der Bevölkerung wird langfristig aber wohl sinken. Mit zunehmender Umweltverschmutzung wird die Lebensqualität deutlich zurückgehen.

Das BIP hat zweifelsohne seine Berechtigung und es würde auch keinen Sinn machen, die Kennzahl abzuschaffen. Gerade im Vergleich mit anderen Nationalstaaten hat sich das BIP/Kopf als Kennzahl etabliert. Für andere Analysen und Aussagen hat das BIP durchaus auch seine Berechtigung. Nichts desto trotz wäre der nächste logische Schritt, einen Indikator zu implementieren, der den Wohlstand eines Land widerspiegelt. Die Volkswirte sind also durchaus gefordert …